Sämtliche Nahrungsmittel, die bis Anfang Mai erzeugt wurden, sind in der Mülltonne gelandet – statistisch gesehen. Denn ein ganzes Drittel aller produzierten Lebensmittel wird nicht verzehrt, sondern tatsächlich ungenutzt weggeworfen.
Laut einer Studie des WWF werden jedes Jahr allein in Deutschland 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel entsorgt. Jährlich werden 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche bewirtschaftet, nur um die darauf angebauten Produkte wieder zu wegzuwerfen. Jährlich werden dadurch 48 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen unnötig freigesetzt. (Quelle: WWF-Studie “Bundesländer und Lebensmittelverschwendung“, 2018)
Diese Verschwendung findet entlang der gesamten Wertschöpfungskette statt: vom Acker, über die weiterverarbeitenden Betriebe, bis in den den Groß- und Einzelhandel – aber zum größten Teil in der Tat in den Privathaushalten.
Mehr als 80 Kilo Nahrungsmittel wirft jeder von uns durchschnittlich im Verlauf eines Jahres in den Müll. Obst und Gemüse landen am häufigsten in der Tonne. Den unrühmlichen zweiten Platz nehmen Backwaren ein, gefolgt von Resten gekochter Mahlzeiten. Damit verschwendet man nicht nur die wertvollen Lebensmittel und all die Ressourcen, die zu ihrer Produktion schon aufgewendet wurden, sondern auch eine Menge seines eigenen Geldes: in einer Studie des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurde ermittelt, dass es durchschnittlich 235 € sind, die pro Person und pro Jahr auf diese Weise im Abfall enden. Ein sehr großer Teil davon kann aber problemlos vermieden werden.
Wir möchten Euch mit 5 einfach nachzumachenden Tipps dazu versorgen:
Tipp 1: Essen vorplanen
Das Essen für die nächsten Tage vorzuplanen und sich an Hand dessen einen Einkaufszettel zu schreiben, ist eine der simpelsten aber nachhaltigsten Maßnahmen für weniger Lebensmittelverschwendung: So kauft man nur das ein, was man tatsächlich verbrauchen wird, in den passenden Mengen. Bei Produkten, die man für eine Mahlzeit nicht komplett benötigt, kann man so die Resteverwertung gleich fest einplanen: Dann gibt es etwa den Weißkrautsalat, für den ich nur den halben Kohlkopf brauche – und ein paar Tage später aus der anderen Hälfte Krautfleckerl. Oder es gibt ein Curry, für die das Rezept eine halbe Dose Kokosnussmilch vorsieht – und der Rest wird ein paar Tage später für einen Nachtisch fest eingeplant.
Von Sonderangeboten sollte man sich nicht verleiten lassen, mehr zu kaufen, als man tatsächlich eingeplant hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade diese Schnäppchenkäufe am Ende in der Tonne landen, ist groß.
Tipp 2: Lebensmittel richtig lagern
Es lohnt, sich etwas damit zu beschäftigen, wie man die verschiedenen Lebensmittel am besten aufbewahrt, um die optimale Haltbarkeit zu erreichen: Was gehört in den Kühlschrank, was hält sich besser bei Raumtemperatur, was muss dunkel gelagert werden etc. – das macht in der Tat richtig viel aus.
Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass Möhren geradezu ewig knackig bleiben, wenn ich sie in einer luftdicht verschlossenen Glasdose im Kühlschrank lagere, selbst wenn sie schon kleingeschnitten sind. Auch bereits angeschnittene Gurken halten sich auf diese Weise noch viele Tage frisch.
Bei der Verbraucherzentrale NRW kann man sich eine umfangreiche Broschüre dazu als PDF herunterladen.
Auch bei optimierter Lagerung sollte man seine Vorräte natürlich im Blick behalten. Insbesondere im Kühlschrank wandern Dinge gerne unbemerkt in die hinterste Ecke und tauchen irgendwann grün-blau-lila wieder hervor. Dies kann man vermeiden, indem man zum Beispiel eine Etage ausschließlich für angebrochene, schnell verderbliche oder sonstwie bald zu verbrauchende Lebensmittel reserviert oder sich zu diesem Zweck eine Box in den Kühlschrank stellt. Bei Dingen, die man regelmäßig nachkauft, wie zum Beispiel Sojajoghurt, sollte man darauf achten, die neu mitgebrachten immer hinter den älteren im Kühlschrank einzusortieren, damit man zu diesen als erstes greift.
Tipp 3: Reste verwerten
Reste, die beim Kochen entstehen, oder übrig gebliebene Portionen des fertigen Essens braucht man nicht zu entsorgen – aber man sollte sich gleich um diese kümmern. Wenn die zuviel gekochten Nudeln im Sieb erst eingetrocknet sind, mag sie natürlich niemand mehr essen. Im Kühlschrank bleiben sie aber problemlos ein paar Tage frisch und können mit dem ein oder anderen Gemüserest, der vielleicht ebenfalls noch angefallen ist, oder dem übrigen halben Glas Mais zu einem leckeren Nudelsalat oder einer Nudelpfanne weiterverwertet werden. Also: Reste gleich in einen geeigneten Behälter umfüllen und in den Kühlschrank stellen – aber nicht ins unterste Fach sondern so, dass man sie auch im Auge behält. (Siehe Tipp 2. Und siehe Tipp 1, damit erst gar nicht so viele Reste entstehen.)
Ganze Portionen kann man super einfrieren und hat dann etwas parat, wenn mal die Zeit zum Kochen fehlt. Auch das sollte man im Zweifelsfall lieber gleich machen. Wenn man das Essen in den Kühlschrank packt und sich vornimmt, es in den nächsten Tagen noch zu verspeisen, geht es oft doch vergessen oder passt nicht in die sonstige Planung und verdirbt. Auch Saucenreste sind prima zum Einfrieren geeignet – das lohnt sich selbst für Mengen, die zu klein sind, um für eine ganze weitere Mahlzeit auszureichen: entweder man wirft später mehrere Mini-Saucenreste zusammen oder man verlängert ihn, zum Beispiel mit Passata oder (pflanzlicher) Sahne. Dabei sind bei mir schon sehr leckere Zufallskreationen herausgekommen. Selbst die übrig gebliebene halbe Zitrone kann man auspressen, mit Wasser strecken und dann als Eiswürfel einfrieren, um Getränken später Zitrus-Aroma zu verleihen.
Tipp 4: MHD missachten
Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf abgepackten Produkten darf nicht mit einem Verfallsdatum verwechselt werden – es ist lediglich ein “Qualitäts-Garantiedatum”, bis zu dem der Hersteller meint, “mindestens” sicher gewährleisten zu können, dass sich an Aussehen, Konsistenz, Geschmack und Nährstoffgehalt seit Herstellung nichts verändert haben wird. Mit der tatsächlichen Haltbarkeit hat das entgegen der Bezeichnung also nicht viel zu tun. Und es kann zudem davon ausgegangen werden, dass die Hersteller dieses Datum eher früh ansetzen, um in Haftungsfragen auf Nummer sicher zu gehen.
Die allermeisten Produkte sind weit über dieses Datum hinaus haltbar und tadellos genießbar. Konserven und Trockenprodukte sowieso – aber auch etwa den Joghurt oder Tofu muss man nicht gleich ungeöffnet in den Müll befördern, weil er “abgelaufen” ist. Hier gilt: aufmachen, anschauen, riechen, vorsichtig probieren – fällt einem hierbei nichts Ungewöhnliches auf, kann man das Produkt bedenkenlos essen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg gibt in einer Broschüre an, dass zum Beispiel Mehl, Backpulver oder Fruchtsaft normalerweise noch mehrere Monate nach Überschreiten des MHD in Ordnung seien. Konserven, Reis und Nudeln seien normalerweise sogar mehrere Jahre über das MHD hinaus haltbar. Selbst Joghurt halte sich demnach für gewöhnlich “mehrere Wochen” länger als das Mindesthaltbarkeitsdatum suggeriert.
Auf besonders leicht verderblichen Lebensmitteln findet man statt einer “mindestens haltbar bis” eine “zu verbrauchen bis”-Angabe. Dies ist zum Beispiel bei frischen Feinkostsalaten mit Roh-Ei oder bei Hackfleisch der Fall. Und solche Produkte sollte man in der Tat nach Überschreiten des Datums nicht mehr verzehren, da sich bereits krankmachende Bakterien vermehrt haben können, ohne dass man das schon riecht, sieht oder schmeckt.
Tipp 5: Kreativ werden
Vieles von dem, was man ganz automatisch wegwirft, ist in der Tat viel zu gut für die Tonne: Apfel- und Orangenschalen kann man trocknen und zu leckerem Tee aufgießen. Aus Kartoffelschalen werden – würzig mariniert und im Ofen gebacken – knusprige Chips. Zitronenschalen, die man mit Essig ansetzt, geben nach 2-3 Wochen einen fabelhaften Allzweckreiniger her. Kaffeesatz eignet sich toll als Dünger oder auch als Gesichtspeeling. Aus Möhren-Grün kann aromatisches Pesto werden. Allerlei Gemüse-Abschnitte und -Reste, Petersilienstängel, die Blätter von Sellerie und ähnliches sammle ich in einer Dose im Gefrierschrank. Wenn diese voll ist, koche ich das Gemüse entweder für eine klare Brühe aus oder püriere es, trockne es im Backofen bzw. Dörrgerät und mische es dann mit Salz – fertig ist das hausgemachte Gemüsebrühenpulver, ganz ohne Zusatzstoffe und super lecker.
Falls Dich die genauen “Rezepte” bzw. Anleitungen für diese Resteverwertungen interessieren, schreib mir gerne einen Kommentar, dann widme ich dem mal einen eigenen Beitrag. 🙂
Titelbild: Symbolbild © Fevziie / shutterstock.com