Kein Zug in Sicht im Lumdatal

Wann kommt sie denn endlich, die Bahn? Das fragen immer mehr BürgerInnen und Kommunalpolitiker im Lumdatal. Der Grund für diese beispiellose Zugverspätung gibt Rätsel auf. Ganz aktuell versteht niemand, weshalb ein Gutachten, das vor zwei Jahren bereits vorliegen sollte, noch immer nicht verfügbar ist, und somit ein ums andere Mal die Reaktivierung verzögert wird.

Eines kann man ziemlich sicher behaupten: läge das Lumdatal nicht hier, wo es ist, sondern in einem anderen politischen Einflussbereich, würde schon längst wieder ein Zug fahren …

Bereits 1992 lagen Gutachten mit grandiosen Fahrgastprognosen von 4000 Fahrgästen pro Tag vor – doch schon damals gab es auch einzelne einflussreiche Gegner einer Reaktivierung und bis heute scheint es diesen zu gelingen, einer Wiederinbetriebnahme der Strecke trotz besten Prognosen den Riegel vorzuschieben.

Währenddessen wurden andernorts Strecken wie die von Alzey nach Kichheimbolanden oder die unweit des Lumdatals liegende Strecke von Frankenberg nach Korbach mit Fahrgastprognosen von gerade einmal 400 Fahrgästen pro Tag erfolgreich reaktiviert.
Fünf Jahre nach Reaktivierung letzterer Strecke haben sich die Fahrgastzahlen mehr als verdoppelt und lagen (Stand Anfang 2020) bei 950 Fahrgästen pro Tag. Der Landrat Dr. Reinhard Kubat sagte hierzu “wir haben eine Lebensader zurück bekommen”.

Die Lebensader des Lumdatals pulsiert noch nicht wieder, doch dem ehrenamtlichen Engagement der Bürger ist zu verdanken, dass zumindest die Gleise noch liegen, das Gelände als Eisenbahngelände rechtlich gewidmet bleibt.

Es waren und sind ebenfalls ehrenamtlich Aktive, die die Kosten einer Reaktivierung durch Ihre Arbeit an der Strecke so gering wie möglich halten wollen, damit möglichst schnell wieder Züge rollen können. Doch immer wieder wurde und wird offenbar versucht, die angenommenen Kosten einer Reaktivierung (unnötig) hoch zu treiben, um ein schlechtes rechnerisches Nutzen-Kosten-Ergebnis als Argument gegen die Lumdatalbahn zu erhalten:

Mal wird ein Reservefahrzeug mitkalkuliert, das im Fahrplan gar nicht benötigt wird. Mal wird kostspielige Streckentechnik wie für eine Hauptstrecke vorgesehen. Oder es werden überall neue Bahnsteigbauten eingeplant, obwohl Michael Laux von der inzwischen aufgelösten Lumdatalbahn AG mit zwei Bahnsteigsanierungen in Mainzlar und Daubringen bewiesen hat, dass mit wenigen Tausend Euro ein voll nutzbarer Bahnsteig hergestellt werden kann – einfach aber völlig ausreichend, so wie man es eben auch bei anderen Reaktivierungen wie der oben genannten Strecke von Alzey nach Kichheimbolanden getan hat.

Auch die Verzögerungen bei dem aktuell laufenden Gutachten beruhen nach Auskunft von Landrätin Anita Schneider auf Kostensteigerungen – man darf gespannt sein, was diesmal alles an Unnötigem gebaut werden “muss”.

Schon die Aktiven der Lumdatalbahn AG hatten dabei immer wieder realistische Zahlen geliefert, um zu zeigen, dass die Gutachten zu hoch greifen, mit zu teurer Technik kalkulieren und somit nicht auf eine zunächst kostengünstige Minimalinvestition abzielen.
Es konnten sogar konkrete Angebote für Sicherungstechnik, Kostenschätzungen für Oberbauinstandsetzungen vorgelegt werden, doch genützt hat es leider wenig.
Es besteht ein politisches Interesse, die Strecke nicht zu reaktivieren, kann man aus all dem, aus über 25 Jahren Bürgeraktivität, nur interpretieren.

Doch erfreulicherweise hat sich in den vergangenen Jahren zumindest der kommunalpolitische Wind im Lumdatal in Richtung “pro Reaktivierung” gedreht. Insbesondere die Bürgermeister von Allendorf und Rabenau haben die Bedeutung einer Bahnanbindung für die Region erkannt und machen sich immer wieder für die Lumdatalbahn starkt. Auf Landesebene erhalten sie Unterstützung durch den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir.

Der in Nachfolge der LB AG sich für eine Reaktivierung engagierende Verein Lumdatalbahn e.V. hat in den letzten Jahren das Thema Eisenbahn dankenswerterweise wieder stark in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht. Sehr gut besuchte Veranstaltungen und Freizeitsonderfahrten als “Bahn-Erlebnis-Tag”, wie die kürzlich stattgefundene Fahrt anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Vereins mit dem TEE von Lollar nach Nürnberg, an der auch die Bürgermeister von Rabenau und Allendorf teilnahmen, halten die Bahn im Rampenlicht.

Es bleibt aktuell zu wünschen und hoffen, das die Menschen im Lumdatal “nicht locker lassen”, sich auf allen Ebenen für eine Reaktivierung aussprechen und ihre Beteiligungsmöglichkeit ausschöpfen, sich insbesondere dort an ihre Lokalpolitiker wenden, wo die Bahn noch auf dem Abstellgleis zu stehen scheint, so wie leider in Staufenberg.

Für eine Zu(g)kunft im Lumdatal.

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Bildnachweis Titelbild: Ferres / Wikipedia.de / CC BY-SA 3.0 DE

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